Diabetes: „Lebensstil spielt eine große Rolle“

Oberärztin Dr.in Eva Strohmayer von der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus Oberwart sprach über das Thema Diabetes in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 18. August 2022 mit ORF-Moderator Marin Berlakovich. 

Diabetes gebe es in zwei verschieden Formen, Typ 1 und Typ 2, und es sei einer der ältesten bekannten Krankheiten. OÄ Dr.in Eva Strohmayer erklärt: „Diabetes ist eine durch Insulinmangel oder geänderte Insulinempfindlichkeit bedingte chronische Störung des Glukose-Stoffwechsels, die mit der Erhöhung des Blutzuckers einhergeht.“ Das Insulin ist dabei ein aufbauendes Hormon, welches in den Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und für das es in unserem Körper keinen Ersatz gibt. „Typ 1 wird durch Insulinmangel hervorgerufen und tritt vor allem bei Kindern und Jugendlichen auf. Dabei werden durch eine autoimmunologische Erkrankung die Langerhans-Inseln zerstört und der Körper bildet kein Insulin mehr“, so die Oberärztin. „Beim Typ 2 hat der Körper eigentlich genug Insulin, jedoch besteht eine Resistenz dagegen. Daher kann der Blutzucker nicht an den Ziel-Zellen einwirken“, so Dr.in Strohmayer weiter.

Ursachen und Anzeichen für Typ 2-Diabetes

Der Typ 2-Diabetes habe schon eine genetische Veranlagung und könne vererbt werden, allerdings tragen andere Faktoren maßgeblich dazu bei, sagt die Oberärztin: „Unser Lebensstil spielt hier eine Rolle, durch Überernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht kann sich der Typ 2 manifestieren. Durch richtige Ernährung und Bewegung kann eine Erkrankung an Typ 2 verhindert werden.“

Erste Anzeichen für Diabetes werden leider oft nicht richtig gedeutet. „Manche Anzeichen sind sehr unspezifisch wie Hautjucken, Pilzerkrankungen, Schwäche, Müdigkeit oder Sehverschlechterung. Vermehrter Harndrang und Durstgefühl können auch Anzeichen sein, vor allem in Verbindung mit hohen Blutzuckerwerten. Wenn es immer wieder zu Infektionen kommt, sollte man hellhörig werden“, so die Oberärztin.

Typ 2-Diabetes werde auch oft „Altersdiabetes“ genannt, allerdings sei diese Bezeichnung nicht mehr zutreffend. „Auch bei jungen Menschen tritt diese Erkrankung vermehrt auf. Bei einer vorhandenen genetischen Disposition und einer ungesunden Lebensweise kann sich auch in jungen Jahren bereits Typ 2 bilden. Hier sollte dann mit Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und Bewegung eine Behandlung erfolgen“, erläutert Dr.in Strohmayer.

Leben mit Diabetes

Ein Leben mit Diabetes sei heutzutage kein gravierendes Problem mehr, da es viele Beratungsangebote gäbe. „Wichtig dabei ist, die Betroffenen in ihrer jeweiligen Situation abzuholen. Man muss den Menschen das Krankheitsbild vermitteln und ihnen die Hoffnung geben, dass bei Einhaltung von entsprechenden Maßnahmen, sich die Krankheit auch verbessert“, sagt die Oberärztin vom Krankenhaus Oberwart. „Die Lebensumstände müssen dabei durchaus geändert werden. Die Umstellung der Ernährung ist dabei das Wichtigste, außerdem ist tägliche Bewegungstherapie und Gewichtsverlust notwendig“, fährt Dr.in Strohmayer fort.

Eine medikamentöse Behandlung sei zusätzlich möglich. „Es gibt viele Medikamente die verabreicht werden können, insbesondere positive Einflüsse auf das Herz und die Nieren sind hier wichtig. Außerdem gibt es injizierbare Medikamente, die auf die Insulinresistenz und das Körpergewicht wirken.“

Hält man sich an die Behandlung, stellt die Ernährung und Lebensweise um, so könne Typ 2-Diabetes sogar geheilt werden. „Gerade bei jungen Menschen ist es sehr wohl möglich, dass Typ 2- Diabetes geheilt werden kann. Allerdings ist es ein Problem, dass Diabetes oft erst sehr spät erkannt wird und dann schon Spätfolgen vorhanden sind“, erklärt die Oberärztin.

Hilfsmittel erleichtern Blutzuckermessung

Um das Leben mit Diabetes zu erleichtern, gibt es mittlerweile zahlreiche technische Hilfsmittel. „Es gibt die Möglichkeit, den Blutzucker über einen Sensor in der Haut zu messen. Hier sieht man einen genaueren Verlauf als beim herkömmlichen Messen, da alle fünf Minuten eine Messung erfolgt“, erklärt Dr.in Strohmayer. Beim herkömmlichen Messen wären zwei bis vier Messungen pro Tag mit Nadelstichen erforderlich, deshalb rät die Ärztin zur Verwendung eines Sensors.

Diabetesgerechte Ernährung

Bei einer entsprechenden Diät sollten drei Mahlzeiten am Tag eingenommen werden. „Außerdem sollte zwischen den Mahlzeiten vier Stunden Pause liegen. Eine stärke- und eiweißreiche Ernährung lässt den Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten nicht so sehr ansteigen. Die insulinpflichtigen Diabetikerinnen und Diabetiker sollten nach wie vor immer ein Stück Traubenzucker oder Fruchtsaft bei sich haben“, schließt Dr.in Strohmayer.

Jeden zweiten Donnerstag auf Radio Burgenland

Die „Radio Burgenland Sprechstunde“ wird jeden zweiten Donnerstag von 15 bis 16 Uhr auf Radio Burgenland ausgestrahlt. Ärztinnen und Ärzte der KRAGES sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialen Dienste Burgenland antworten in der Sendung auf Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren zu aktuellen Gesundheitsthemen.

"Radio Burgenland Sprechstunde" - Landesstudio Burgenland (orf.at)