Narkose: „Vorgespräch nimmt die Angst der PatientInnen“

Am 17. Februar 2022 stand die „Radio Burgenland Sprechstunde“ ganz im Zeichen über die Angst vor der Narkose. ORF-Moderator Sebastian Györög sprach mit der ärztlichen Direktorin des Krankenhauses Kittsee. Primaria Dr. Anna Kettner.

Die Narkose ist bei vielen Patientinnen und Patienten ein großes Thema, wobei auch Angst davor herrscht. „Die Narkose ist ein schlafähnlicher Zustand, in dem Bewusstsein und Schmerzempfindung ausgeschaltet werden. Das geschieht über Narkosegase oder intravenös verabreichte Schlafmittel. Zusätzlich werden auch Schmerzmittel über die Venen verabreicht. So ist eine schmerzfreie Operation an allen Bereichen des Körpers möglich“, so Primaria Kettner. Wenn es notwendig sei, werden auch Medikamente zur Muskelerschlaffung eingesetzt, die die Einführung des Tubus (Beatmungsschlauches) und die Arbeit der ChirurgInnen erleichtern.

Beatmung bei Vollnarkose notwendig

Auf die Nachfrage bezüglich der Verwendung eines Beatmungsschlauches und ob das selbständige Atmen während einer Narkose möglich sei, erklärt Primaria Kettner: „Das hängt von der Narkoseform ab. Es gibt die Allgemeinnarkose und die Regionalanästhesie. Bei der Vollnarkose wird der Narkoseschlauch in die Luftröhre eingeführt und der Patient wird danach von der Narkosemaschine künstlich beatmet.“ Es gebe auch noch die Variante bei kleinen und kürzeren Eingriffen, bei denen eine Kehlkopfmaske zum Einsatz kommt oder eine Gesichtsmaske verwendet wird. Für Menschen, die noch nie eine Narkose hatten, erklärt Primaria Kettner den Vorgang und das Gefühl für die PatientInnen: „Man erhält vor der Narkoseeinleitung einen venösen Zugang gesetzt, durch diesen wird das Narkosemittel gespritzt. Dann schläft man innerhalb weniger Sekunden ruhig ein, es fühlt sich für die PatientInnen sogar angenehm an.“

Angst wird durch umfangreiches Vorgespräch genommen

Damit die Angst vor der Operation genommen wird, findet einige Tage vor dem Eingriff ein Aufklärungsgespräch statt. „Die AnästhesistInnen machen sich ein Bild über den Gesundheitszustand und die Bedürfnisse der PatientInnen. Durch diese gezielte Aufklärung können bei den PatientInnen sehr viele Ängste genommen werden.“ Natürlich gäbe es auch mögliche Gefahren bei einer Narkose: Schwierigkeiten bei Atemwegssicherung, das Herz-Kreislaufsystem kann ebenso wie die Herzfrequenz beeinträchtigt werden oder Blutdruckabfall entstehen. „Das Risiko ist jedoch sehr klein, der Anästhesist ist ständig anwesend, der Patient oder die Patientin wird ständig durch die Monitore überwacht. Die Risikoeinschätzung erfolgt außerdem schon zuvor im präoperativen Gespräch. Es finden Voruntersuchungen, internistische Untersuchungen, Risikoeinschätzungen und Untersuchungen der Lungenfunktion statt. Dadurch gehen wir sicher in die Narkose, da der Anästhesist über alles Bescheid weiß“, erklärt Primaria Kettner weiter.

Viele Menschen hätten außerdem Angst davor, dass sie während der Narkose trotzdem alles fühlen würden: „Die Schmerzen trotz Narkose zu fühlen tritt in ein bis zwei Fällen bei 1.000 Narkosen auf. Man merkt es aber sofort, wenn PatientInnen wach werden. Ich persönlich würde mich am wenigsten davor fürchten.“

Genaue Vorbereitung als wichtiger Aspekt

Die Vorbereitung für eine Operation beginnt bereits beim Narkosegespräch. Dort finde die Risikoeinschätzung durch die behandelnden ÄrztInnen statt, es wird über die Vorsorge, Einnahme von Medikamenten, etc. gesprochen. „Wichtig ist, dass die Patientin oder der Patient Infekt-frei ist, es gibt keine Narkose bei Verkühlung, Husten oder Schnupfen. Außerdem darf man sechs Stunden vor einer Operation nichts essen, muss also nüchtern sein und zwei Stunden davor nichts trinken.“ Bezüglich Nachwirkungen können in der postoperativen Phase Übelkeit und Erbrechen auftreten. Patientinnen und Patienten, die dazu neigen, könne man vor der Operation bereits ein Medikament dagegen verabreichen. „Am nächsten Tag sind die Symptome aber sicherlich vorbei. Wichtig ist, dass die PatientInnen nach der OP schmerztherapeutisch gut betreut werden“, so Kettner.

Auf die Frage von Moderator Sebastian Györög, ob man von der Narkose „high“ werden würde, sagte die Primaria abschließend: „Ja, es kann dazu kommen, möglicherweise fühlt man sich nach dem Aufwachen sehr gut oder sogar euphorisch.“ Zusammenfassend erklärt die ärztliche Direktorin des Krankenhauses Kittsee: „Wenn man gut vorbereitet und alles abgeklärt ist, gibt es danach keine Probleme. Die AnästhesistInnen wissen über alles Bescheid, daher brauchen sie keine Angst vor der Narkose haben.“

Jeden zweiten Donnerstag auf Radio Burgenland

Die „Radio Burgenland Sprechstunde“ wird jeden zweiten Donnerstag von 15 bis 16 Uhr auf Radio Burgenland ausgestrahlt. Ärztinnen und Ärzte der KRAGES sowie Mitarbeiterinnen und  Mitarbeiter der Sozialen Dienste GmbH antworten in der Sendung auf Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren zu aktuellen Gesundheitsthemen.

"Radio Burgenland Sprechstunde" - Landesstudio Burgenland (orf.at)