Schluckbeschwerden und Stimmprobleme: „Auffälligkeiten unbedingt abklären lassen“

Oberärztin Dr. Sabine Reinisch von der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) im Krankenhaus Oberwart sprach über Schluckbeschwerden und Stimmprobleme in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 13. Oktober 2022 mit ORF-Moderator Thomas Hochwarter.  

In der Phoniatrie-Ambulanz in der HNO des KH Oberwart werden Schluckbeschwerden und Stimmprobleme diagnostiziert und behandelt. Leitende Oberärztin ist Dr.Sabine Reinisch. Sie sagte im ORF Radio: „Wir sind für Patientinnen und Patienten mit Stimm-, Schluck- und Sprechbeschwerden da, die Spanne geht dabei vom Kleinkindesalter bis zu älteren Betroffenen.“ Das Schlucken sei ein kleiner Teil unserer Nahrungsaufnahme bzw. auch beim Schlucken des Speichels erfolgt dieser Vorgang. „Das Schlucken bei der Nahrungsaufnahme ist kritisch zu betrachten, weil sich dabei die Atemwege mit den Speisewegen kreuzen“, so die Oberärztin.

Alter und neurologische Erkrankungen als Risikofaktoren

Mit zunehmendem Alter und der Schwächung der Muskeln nehmen die Schluckbeschwerden zu. „20 bis 30 Prozent der älteren Menschen leiden unter Schluckproblemen, aber auch neurologische Erkrankungen wie ein Schlaganfall können zu Schluckproblemen führen. Auch bei Morbus Parkinson oder Demenz sind Schluckprobleme häufig“, so Sabine Reinisch. Ein Verschlucken aufgrund von Unachtsamkeit beim Essen kennen die meisten Menschen. „Wenn sich dieses Verschlucken allerdings häuft, sich die Zeit für die Mahlzeiten stark verlängert oder es zu häufigem Husten und Räuspern kommt und Nahrung stets mit Flüssigkeit runtergespült werden muss, so handelt es sich dabei um Auffälligkeiten.“ Auch eine sogenannte „nasse Stimme“ sei eine Auffälligkeit, dabei klinge die Stimme, nachdem die Betroffenen etwas zu sich genommen haben, stark belegt und feucht.

Diagnose in der HNO-Ambulanz

Die Diagnose für eine Schluckstörung sei oftmals sehr schnell erreicht, allerdings gäbe es eher bei der Bewusstseinsbildung für Schluckstörungen ein Problem. „Oft dauert es lange bis den Betroffenen bewusst wird, dass eine Schluckstörung vorliegen könnte. In unserer Ambulanz wird dann eine genaue Anamnese gemacht. Danach wird eine endoskopische Schluckuntersuchung oder in weiterer Folge eine videokinematographische Untersuchung mit einem Barium-Brei durchgeführt“, führt Dr.Reinisch aus. Dabei könne man genau beobachten, ob bei der Nahrungsaufnahme wirklich alles in die Speiseröhre transportiert wird oder ob auch Reste in die Luftröhre gelangen.

Bei neurologischen Ursachen versuche man mit einem Schlucktraining wieder Kraft in die Muskulatur zu bekommen. „Es gibt auch einzelne Manöver, die man mit Logopädinnen und Logopäden erlernen kann, die Schluckbeschwerden deutlich verbessern können.“

Folgeerkrankungen als Abwärtsspirale

Risikopatientinnen und -patienten seien meist ältere Personen, aber auch bei Kindern werden Schluckbeschwerden beobachtet. „Bei unreif geborenen Frühchen können Schluckbeschwerden vorliegen. Natürlich gibt es auch Veränderungen im Rachenbereich, die zu einem Hindernis führen, über das nicht abgeschluckt werden kann“, erklärte Dr.Reinisch in der von der KRAGES gesponserten Radio-Sprechstunde. Schluckprobleme können durchaus zu Folgeerkrankungen führen: „Die Betroffenen werden oft durch die geringere Nahrungsaufnahme schwächer und damit wird auch die Muskulatur für den Schluckvorgang schwächer. Wenn Nahrungsreste in die Luftröhre und in weiterer Folge in die Lunge gelangen, können wiederholte Lungenentzündungen auftreten.“ Daraus ergäbe sich eine Abwärtsspirale, die im schlimmsten Fall sogar tödlich enden könne. Ein häufiger Schluckauf hingegen stelle nur in sehr seltenen Fällen ein Problem dar.

Stimmprobleme: bestimmte Berufsgruppen gefährdet

Bei Stimmproblemen müsse man zwischen akuten und chronischen Problemen unterscheiden. „Akute Stimmprobleme wie während einer Erkältung sind kein Problem. Stellen sich allerdings länger Symptome wie Heiserkeit oder Schmerzen beim Sprechen ein, so sollte man ärztlichen Rat in Anspruch nehmen“, rät die HNO-Spezialistin. Bestimmte Menschengruppen beanspruchten ihre Stimme sehr: Lehrpersonal, Moderatorinnen und Moderatoren, Schauspielerinnen und Schauspieler oder auch Sängerinnen und Sänger. „Bei diesen Menschen ist eine entsprechende Stimm-Hygiene wichtig. Die Haltung beim Sitzen und Stehen sollten unter anderem beachtet werden. Auch eine ordentliche Atmung und der Verzicht auf lautes Schreien oder Flüstern ist wichtig“, erklärt Dr.Reinisch. Die häufigsten Ursachen bei Stimmproblemen seien Überbelastung und Fehlfunktionen. „Durch Fehlfunktionen können auch Schwellungen oder Einblutungen an den Stimmlippen vorkommen.“

In der kalten Jahreszeit sei Heiserkeit ein häufiges Symptom bei vielen Menschen. „Sollte dieser aber länger als drei Wochen andauern, ist eine fachärztliche Abklärung notwendig. Bei Personen, die in ihrem Beruf viel sprechen müssen, sollte diese Abklärung schon früher stattfinden“, so Dr.Reinisch abschließend.

Jeden zweiten Donnerstag auf Radio Burgenland

Die „Radio Burgenland Sprechstunde“ wird jeden zweiten Donnerstag von 15 bis 16 Uhr auf Radio Burgenland ausgestrahlt. Ärztinnen und Ärzte der KRAGES sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialen Dienste Burgenland antworten in der Sendung auf Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren zu aktuellen Gesundheitsthemen.

"Radio Burgenland Sprechstunde" - Landesstudio Burgenland (orf.at)