Schulstress, Mobbing und Lernprobleme: „Probleme bei Kindern direkt ansprechen“

Dr.in Sylvia Kaschnitz, ärztliche Leiterin des Zentrums für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie in Oberwart sprach über die Themen Schulstress, Mobbing und Lernprobleme in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ mit ORF-Moderator Thomas Hochwarter.

In den Volksschulen und insbesondere bei den „Taferlklasslern“ sei die Freude auf den Schulbeginn besonders groß. Dr.in Sylvia Kaschnitz erklärt: „Die Wissbegierde ist hier bei den Kindern besonders groß und dies sollte man auch fördern. Allerdings sollte nicht zu viel Druck ausgeübt werden, da damit die Kinder eher verängstigt werden.“ Bei Kindern, die vor dem Schulbeginn Angst haben, solle man sie darauf entsprechend vorbereiten. „Wenn Kinder wissen, was sie erwartet, sind sie in der Regel weniger verunsichert. Um den eigenen Kindern etwas die Angst zu nehmen, kann man zum Beispiel über die eigene Schulzeit und damit verbundene positive Erlebnisse erzählen“, so die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Freundschaften als Triebkraft für Spaß

Wichtig für einen angenehmen Schulalltag seien aber nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer und auch die Freundschaften. „Während der Pandemie und des Distance Learning hat man gesehen, dass Freundschaften eine große Triebkraft sind, wenn es um Spaß an der Schule geht. Kindergarten und Volksschule sind die ersten Sozialisierungen für Kinder und deswegen auch sehr wichtig“, erläutert Dr.in Sylvia Kaschnitz.

Prüfungsängste und Leistungsdruck

Bei Schülerinnen und Schüler, die vor einer Nachprüfung stehen, gebe es für die Eltern einige Punkte zu bedenken. „Auch vor einer Nachprüfung sind die Ferien nicht nur zum Lernen da, auch Erholung ist wichtig. Vor der Prüfung sollte man die Kinder und Jugendlichen unterstützen und bestärken, aber die Nachprüfung auch nicht bagatellisieren“, so Dr.in Kaschnitz.

Prüfungsängste und Druck auf die Kinder und Jugendliche werde ein zunehmendes Problem, der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft sei größer als früher. „Auch hat die Pandemie einen großen Effekt und wir haben eine große Zunahme an Angststörungen und Depressionen“, erklärt Dr.in Kaschnitz. Bei Problemen bei Prüfungen können verschiedenste Gründe die Auslöser sein. „Es gibt zum Beispiel Erkrankungen wie ADHS, bei denen Kinder den gelernten Schulstoff nicht reproduzieren können. Wichtig ist es, die Lernschwächen bei einer professionellen Stelle abzuklären, um so die konkreten Gründe zu kennen“, erklärt die Fachärztin. „Bei Kindern, die mehr Unterstützung benötigen, sollten die Eltern auch mit Hilfe zur Seite stehen. Ein strukturiertes Vorgehen mit fixen Zeiten für Hausaufgaben kann den Kindern hilfreich sein“, so Dr.in Kaschnitz weiter.

Mobbing

Soziales Lernen im Rahmen der Schule sei für Kinder sehr wichtig, da sie hier mit gleichaltrigen ins Gespräch aber auch in Konflikt kommen können und davon lernen. „Wenn aber persönliche Grenzen im Konflikt überschritten werden, handelt es sich um Mobbing. Bei Kindern und Jugendliche, die Mobbing ausgesetzt sind, äußert sich dies in verschiedenen Formen wie depressive Zustände, Zurückgezogenheit oder auch psychosomatische Beschwerden“, erklärt Dr.in Kaschnitz. „Wenn man Mobbing ausgesetzt ist, ist das oft mit Scham verbunden. Deswegen ist es schwierig, sich Erwachsenen anzuvertrauen. Sollten die gennannten Symptome auftreten, dann die Kinder auch direkt ansprechen“, führt Dr.in Kaschnitz aus. „Außerdem sollte man bei Mobbing unbedingt hinter dem Kind stehen und mit der Schule, mit dem Lehrpersonal und den schulpsychologischen Stellen zu sprechen. Wenn es sich um einen straftätlichen Bestand handelt, sollte man dies auch ganz klar ansprechen“, so die Fachärztin weiter. „Für Hilfe kann man sich an die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Oberwart oder Eisenstadt wenden. Zusätzlich gibt es den Bereich der Schulpsychologie und bei Problemen mit Cybermobbing ist die Website saferinternet.at eine hilfreiche Adresse“, so Dr.in Kaschnitz abschließend.

Jeden zweiten Donnerstag auf Radio Burgenland

Die „Radio Burgenland Sprechstunde“ wird jeden zweiten Donnerstag von 15 bis 16 Uhr auf Radio Burgenland ausgestrahlt. Ärztinnen und Ärzte der KRAGES sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialen Dienste Burgenland antworten in der Sendung auf Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren zu aktuellen Gesundheitsthemen.

"Radio Burgenland Sprechstunde" - Landesstudio Burgenland (orf.at)