Nachlese zu „Burgenland heute Spezial“ zur Covid-Schutzimpfung am 7. Dezember in ORF2

Der medizinische Direktor der KRAGES, Dr. Gerhard Puhr, war einer der Expertinnen Experten, die in einer ORF-Burgenland-Sondersendung am 7. Dezember Antworten auf Fragen zur Impfung und zur Situation in den Spitälern gegeben haben.

Moderatorin Raphaela Pint fragte Direktor Puhr, inwiefern angesichts der hohen burgenländischen Impfquote bereits „eine Erleichterung auf der Intensivstation“ zu spüren sei. „Deutlich“, sagte der leitende Mediziner der KRAGES, „hätten wir heute die gleiche Prozentzahl der Menschen, die auf der Intensiv landen würden, wie bei den vorhergehenden Lockdowns, wären unsere Krankenhäuser bei 30 Prozent erkrankter Menschen weit überlastet. Derzeit befinden wir uns bei einer Rate zwischen 10 bis 20 Prozent, im Schnitt bei 15 Prozent. Das ist eine Halbierung der Patienten.“

Schwerere Verläufe bei Ungeimpften

Die nächste Frage der Moderatorin war: „Sind die Krankheitsverläufe noch immer so schwer?“ Dr. Puhr: „In Einzelfällen ja, wir haben Ungeimpfte, auch junge Patienten, die schwerste Verläufe haben. Manche sind leider auch in den vergangenen Tagen verstorben. Die Impfung schützt vor schweren Verläufen. Geimpfte können das Krankenhaus meist auch früher verlassen, solange es keine anderen Vorerkrankungen gibt.“

Verschobene OPs

Auf die Frage, welche Operationen nunmehr wegen den COVID-Fällen auf den Intensivstationen verschoben werden mussten, sagte Dr. Puhr, dass Akutfälle selbstverständlich immer behandelt werden, aber, dass sich die Situation schon auch auf die Behandlung von geplanten Operationen ausgewirkt: „Bei Hüft- und Kniegelenksoperation gibt es eine Verdoppelung der Wartezeit von 4 auf 8 Monaten.“

Weitere Gäste waren unter anderem Dr. Herbert Weltler sowie der Kinderarzt Dr. Günter Ullreich.

Dr. Weltler, Impfberater des Landes, betonte mehrfach, wie sehr die Impfung schützt: „Sehr gut, sie schützt über 95 Prozent. Was macht die Impfung? Sie bringt Erreger, Bestandsteile in den Körper. Dieser kann sich darauf einstellen, dass ein Feind kommt. Unser ganzes System kämpft jeden Tag gegen Viren und Bakterien. Die Impfung ist nichts Anderes, als, dass man sich auf einen Virus vorbereiten kann. Das Immunsystem weiß so, Hallo, jetzt kommt der Feind.“

500 Meter statt Triathlon

Zum Statement einer Impfgegnerin, die im ORF behauptete, die Situation sei für sie nicht gefährlich, weil sie nicht alt sei, gesund und sich viel draußen in der Natur bewege, sagte Dr. Weltler: „Das ist nichts Anderes als russisches Roulett. Kein Immunsystem kannte dieses Virus zuvor. Es dringt in den Körper ein, das Immunsystem konnte sich nicht darauf vorbereiten. Ich habe einen Bekannten, der 14 Tage zuvor noch einen Triathlon absolvierte, bevor er an Covid erkrankt ist. Danach war er froh, dass er 500 Meter zu Fuß gehen konnte. Das Immunsystem schützt nicht von alleine. Impfungen sind seit über 200 Jahren Erfolgsgeschichten.“

Dr. Weltler weiter: „Wie lange der dritte Impfschutz reicht, das wissen wir noch nicht. Sowohl der Virus als auch die Impfungen sind neu. Wir können damit rechnen, dass wir Auffrischungsimpfungen brauchen werden. Eines ist klar, das Virus bleibt.“

Wer auf der Intensiv landet und wer nicht

Schließlich das Thema Impfdurch: Man ist geimpft, und trotzdem muss man ins Spital.
Dr. Weltler dazu: „Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn ein Mensch zweimal geimpft wurde, trotzdem an Corona erkrankt. Rein statistisch: Es leben 300.000 Menschen im Burgenland, wenn wir alle impfen, bleibt trotzdem ein Spektrum von 5 Prozent, also 15.000 Personen, bei denen die Impfung nicht so wirkt wie erhofft. Auf einer Intensivstation landet man aber nicht, wenn man ein gutes Immunsystem und keine Vorerkrankung hat.“

„Kinder jetzt impfen lassen“

Kinderarzt Dr. Ulreich empfahl schließlich im ORF, jetzt auch die Fünf- bis Elfjährigen impfen zu lassen: „Die Zeit ist reif, auch für Kinderimpfungen. Es gibt 3,5 Millionen geimpfte Kinder, man weiß, der Impfstoff ist gut verträglich, der Impfstoff ist sicher. Es steht dafür, dass wir rasch im Interesse aller Kinder aus der Situation herauskommen. Die Kinder sind sehr schwer belastet – durch Schulschließungen, Isolationen, treten Angsterkrankungen, Depressionen, Aggressionen auf, bei Kindern, die bisher unauffällig waren. Kinder in prekären Situationen haben es noch schwieriger, wenn zum Beispiel der Wohnraum nicht groß ist.“