Orthopädie und Unfallchirurgie im Südburgenland auf neuen Beinen

Der neue Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG) 2025 für das Burgenland stellt auch die Traumatologie (Unfallchirurgie) und die Orthopädie im Süden des Landes auf neue Beine: Die beiden KRAGES-Krankenhäuser Güssing und Oberwart teilen sich die Aufgaben neu auf.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, KRAGES-Aufsichtsratsvorsitzender und in der Landesregierung für Gesundheit und Spitäler verantwortlich, sieht darin eine Win-Win-Situation für die Bevölkerung und die Spitalsstandorte: „Die Versorgung im Südburgenland wird modernisiert und auf neue Beine gestellt – mit dem Neubau des Krankenhauses Oberwart, aber auch mit organisatorischen, technischen und personellen Neuerungen. Wir bieten Spitzenmedizin in Wohnortnähe für alle, umgesetzt von Spitzenkräften, die wir für das Burgenland gewinnen konnten. Die KRAGES teilt die Aufgaben zwischen den Spitalsstandorten so auf, dass die Qualität insgesamt steigt. Die Menschen merken das durch kürzere Spitalsaufenthalte nach Operationen mit gleichzeitig besseren Ergebnissen. Der Standort Güssing wird damit langfristig gestärkt und erhält zusätzliche Zukunftsperspektiven.“ Der RSG ziele darauf ab, im Burgenland flächendeckende Versorgung bei gleichzeitig hoher medizinischer Qualität zu sichern. „Das schaffen wir durch Investitionen in alle Standorte, verstärkte Kooperation und zusätzliche Spezialisierung. Der RSG ist dafür die Basis“, so Doskozil.

KH Güssing: mehr als tausend planbare Operationen pro Jahr

Eine besondere Rolle hat dabei das südlichste Spital der KRAGES: Das KH Güssing deckt die Grundversorgung der Bezirke Güssing und Jennersdorf ab. Zusätzlich wird die Rolle als Spezial-Spital für die ältere Generation weiter ausgebaut. „In Güssing spezialisieren wir uns in der Orthopädie voll auf planbare Eingriffe“, erklärt Oberarzt Werner Maurer-Ertl. Der steirische Top-Spezialist für Hüften ist seit dem Vorjahr Standortleiter der Orthopädie und Traumatologie in Güssing. Hier sollen heuer erstmals mehr als tausend Hüft- und Kniegelenke operativ ersetzt werden.

„Zusätzlich zum Fokus auf planbare OPs hat das KH Güssing seit Herbst eine unfallchirurgische Ambulanz für die Erstversorgung – 24 Stunden pro Tag, sieben Tage pro Woche“, erläutert Dr. Maurer-Ertl weitere Neuerungen.

„Die Aufteilung der orthopädischen Leistungen zwischen Oberwart und Güssing folgt unserem standortübergreifenden Konzept. Mit dem Ausbau der elektiven Fallzahlen bei Hüft- und Knie-OPs in Güssing können wir die Qualität weiter heben. Insgesamt erreichen wir mit der Schwerpunktsetzung pro Haus eine höhere Auslastung und sichern die Standorte für die Zukunft ab“, so Hubert Eisl, Geschäftsführer der KRAGES.

Remobilisation nach OP im KH Güssing ab Herbst 2022

In dem Zusammenhang wichtig für die Orthopäden ist, dass auch eine Akutgeriatrie und Remobilisation (AG/R) eingerichtet wird. Diese geht noch heuer in den Teil- und nächstes Jahr in den Vollbetrieb. „Für die Versorgung der älteren Generation im Südburgenland ist das ein Riesenschritt“, sagt Standortleiter Maurer-Ertl, „und aus Sicht der Orthopädie ist vor allem die Remobilisation unmittelbar nach der OP im Krankenhaus wichtig. Dadurch werden die Heilungserfolge um vieles besser.“

High-Tech in der Unfallchirurgie: kürzere Aufenthalte, mehr Effizienz

Im Schwerpunktspital Oberwart hält nun auch in der Orthopädie und Traumatologie neueste High-Tech Einzug:  Die Abteilung bekommt einen 3D-Bildwandler der jüngsten Generation. „Was für die Chirurgen, Urologen und Gynäkologen der neue Da-Vinci-Roboter ist, ist für unser Fach der 3D-Bildwandler: Wir operieren damit genauer, sicherer und auch bei zerstörten Gelenken mit noch besseren Ergebnissen“, so Primarius Dr. Dieter Pertl. Er ist sowohl in Oberwart wie auch in Güssing Abteilungsleiter der Orthopädie und Traumatologie und verantwortet auch die Neuaufstellung der Versorgung in diesen Bereichen im Südburgenland.

„Der neue C-Bogen mit 3D-Bildgebung ermöglicht in Oberwart eine Computertomographie (CT) ähnliche räumliche Darstellung von Gelenken, Wirbelsäule und Becken noch im Operationssaal“, erläutert Primarius Pertl. Damit können während einer Operationen exakte digitale 3D-Bilder von anatomischen Details und Implantaten erstellt werden. Das erleichtert Eingriffe in der Unfallchirurgie und sorgt für zusätzliche Patientensicherheit. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies: weniger Tage im Krankenhaus. Und die Technologie ist auch ein Beitrag zur Kosteneffizienz: Es sind weniger postoperative CT-Scans oder Revisionen notwendig. Die KRAGES investiert in das neue Gerät rund 220.000 Euro. 

Traumaschwerpunktspital Oberwart

Oberwart ist im Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025 (RSG) als Traumatologie-Schwerpunkt definiert. Der Schwerpunkt im Standort Oberwart liegt dabei auf der Traumatologie bzw. Unfallchirurgie: Von den rund zweitausend Eingriffen in Oberwart plant Primar Pertl zwei Drittel unfallchirurgische Operationen und rund ein Drittel planbare Eingriffe. Außerdem bietet Oberwart chirurgische Terminambulanzen für Schulter, Hand und Knie. 

In der Praxis bedeutet die neue Kompetenzverteilung auch, dass bei schweren Verletzungen im Süden des Landes die Rettungsdienste gleich ins Schwerpunkthaus nach Oberwart fahren – wenn klar ist: Es ist kompliziert, es muss rasch operiert werden.

Der Weg zum neuen Gelenk

Wenn die Gelenksschmerzen zunehmen, wie kommt man nun grundsätzlich zu einer neuen Hüfte, zu einem neuen Knie im Südburgenland? „Der erste Ansprechpartner sollte immer die Hausärztin oder der Hausarzt sein“, unterstreicht Primar Pertl. Diese beraten die Patientin oder dem Patienten über das weitere Vorgehen.

In weiterer Folge weisen dann die im nächsten Schritt konsultierten niedergelassenen Orthopädie- und Unfallchirurgie-Fachärztinnen und -Fachärzte in die Ambulanzen in den Krankenhäusern zu. Die Operation für den Gelenksersatz selbst sowie die ambulante Betreuung finden dann im KH Güssing oder im KH Oberwart statt.

Bei Prognosen zu Wartezeiten auf eine neue Hüfte oder ein neues Knie sind die Mediziner derzeit noch vorsichtig – da die COVID-Omikron-Welle nicht vorbei ist. „Wir müssen nach wie vor auf knappe Ressourcen achten“, betonen Pertl und Maurer-Ertl unisono. „Um rascher nachzuholen, was in der Pandemie verschoben werden hat müssen, brauchen wir auch ausreichend Kapazitäten der Anästhesie.“ Derzeit beträgt die Wartezeit zwischen Terminvergabe und OP mehrere Monate – je nach Dringlichkeit im Einzelfall.