Adipositaschirurgie: Zentrum geplant

Univ.-Prof. Dr. Stephan Kriwanek, Chirurg und medizinischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland, sprach über das Thema „Adipositas“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 6. April 2023 mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.  

Unter Adipositas leiden die Betroffenen sehr, physisch und psychisch. Dabei mache es aber durchaus einen Unterschied, wo sich Fett am Körper ansammelt. Univ.-Prof. Dr. Stephan Kriwanek erklärt: „Das viszerale Fett, also das Fett im Bauchraum, ist stoffwechselmäßig sehr aktiv. Dadurch hat es großen Einfluss auf Diabetes oder Arteriosklerose, kann aber auch sehr schnell abgebaut werden. Das Fettgewebe um die Hüften ist weniger gefährlich, da es stoffwechselmäßig nicht so aktiv ist, aber dafür ist es schwieriger loszuwerden.“

Adipositas als extremes Übergewicht

Bei Adipositas handelt es sich um ein extremes Übergewicht. „Der Bereich des extremen Übergewichts beginnt ungefähr bei einem Body-Mass-Index von 40. Allerdings sind schwere Begleiterkrankungen auch schon mit einem niedrigerem BMI möglich. Hier würden die Betroffenen auch sehr von einer Operation profitieren“, erklärt Professor Kriwanek.

OP meist letzter Ausweg für Betroffene

Die Lebensqualität verändere sich für adipöse Menschen nach einer Magenoperation maßgeblich durch Gewichtsreduktion. Dabei gebe es verschiedene Methoden bei einem Eingriff. „In Österreich werden vier verschiedene Operationen durchgeführt. Den Großteil machen eine Form des Magen-Bypasses und der Magenschlauch aus. Am wichtigsten ist, für die Betroffenen individuell die richtige Variante zu wählen“, so der medizinische Geschäftsführer. Für eine Operation kommen nur bestimmte Personen in Frage. „Die meisten Menschen, die zu mir kommen, haben schon unzähliges probiert und eine lange Geschichte mit ihrem Übergewicht. Wenn jemand schon oft abgenommen aber dann wieder zugenommen hat, dann ist eine Operation oft der letzte Ausweg. Die konservativen Therapieversuche sind bei dieser Gruppe von Menschen nicht sehr erfolgreich“, so Dr. Stephan Kriwanek.

Magen-OPs heutzutage sehr sicher

Eine solche Operation sei durchaus ein großer Eingriff. „Grundsätzlich wird der Magen etwas verkleinert und die Verdauung verkürzt. Heutzutage kann man fast alle diese Eingriffe laparoskopisch durchführen, also ohne große Schnitte. Wundinfektionen, Narbenbrüche und lange Immobilität waren früher mögliche Nachwirkungen. Durch eine hohe Standardisierung sind die Eingriffe sehr sicher geworden“, erläutert Dr. Kriwanek. Nach einer Magen-OP gebe es verschiedene Auswirkungen. „Die Betroffenen haben nach der OP deutlich weniger Hunger, es ist sogar bewiesen, dass sich die OP auch auf das Gehirn auswirkt. Das Sättigungsgefühl tritt ebenfalls schneller ein“, so Kriwanek. Die Betroffenen können nur kleinere Portionen essen und das unangenehme Hungergefühl, das bei vielen allgegenwärtig war, sei weg.

Starke positive Auswirkungen auf die Gesundheit

Die Gewichtsreduktion wirke sich auf bereits bestehende gesundheitliche Probleme positiv aus. „Bei übergewichtigen Menschen wirkt das Insulin nicht mehr so gut, sie entwickeln eine Insulinrestistenz. Diese kann durch eine Gewichtsabnahme sehr schnell verbessert werden. Diabetes wird meist schnell und stark gemildert. Die Bildung von beginnendem Diabetes kann komplett verhindert werden. Damit wirken diese Operationen auch lebensverlängernd“, sagt Univ.-Prof.  Kriwanek. Die „Fettleber“ sei ebenfalls eine Erkrankung, die durch so einen Eingriff positiv beeinflusst wird.

Zentrum in Klinik Oberpullendorf

Mehr solche Operationen solle es in Zukunft in der Klinik Oberpullendorf geben, dort baut Kriwanek ein Zentrum für Adipositaschirurgie auf. Vor einer solchen Magen-OP gebe es eine intensive Vorbereitungsphase, ein solcher Eingriff muss chefärztlich bewilligt werden. In Oberpullendorf gebe es gute Voraussetzungen für die Einrichtung eines Zentrums für Adipositaschirurgie. „Wir haben dort alles, was man operativ braucht. Erfahrung in der Laparaskopie, eine ausgezeichnet ausgestattete Intensivstation und Anästhesie sowie eine Abteilung für Innere Medizin mit Spezialisierung auf Gastroenterologie.“ Außerdem gebe es ein motiviertes Team. Prof. Kriwanek werde Oberpullendorf ein Team ausbilden, das diese Eingriffe für die Betroffenen im Burgenland durchführen werde. Für interessierte Personen gebe es ab dem kommenden Monat bereits eine Ambulanz in der Klinik Oberpullendorf. „Hier gibt es vorerst einmal Information und Beratung für Interessierte. Nach der Beratung finden noch Untersuchungen statt und dann wird die OP zur Bewilligung gebracht. Es vergehen also durchaus ein paar Monate zwischen Erstgespräch und OP, was aber auch gut für die Bedenkzeit ist“, so Kriwanek.