Grauer Star: „Operation dauert nur zehn Minuten“

Oberarzt Dr. Hanno Wolf, Leiter des Fachschwerpunktes für Augenheilkunde im Krankenhaus Oberpullendorf sprach über das Thema „Grauer Star“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.   

Oberarzt Dr. Hanno Wolf erklärt, was ein Grauer Star (Katarakt) ist: „Es handelt sich dabei um eine Trübung der Linse, bei der es sich um eine Alterserscheinung handelt. Ab einem Alter von ungefähr 60 Jahren merkt man oft ein schlechteres, trüberes Sehen, welches sich auch immer mehr steigert.“ Oft würden die Betroffenen am Anfang noch nichts vom Grauen Star merken, da die Entwicklung sehr langsam fortschreitet. 

Alter als häufigste Ursache

Neben dem fortschreitendem Alter gäbe es auch noch andere Ursachen für einen Grauen Star. „Krankheiten wie Diabetes oder ein Trauma können ebenfalls Auslöser sein“, erklärt Dr. Hanno Wolf. Meist würde die Entwicklung der Eintrübung mehrere Jahre dauern, bei einem Trauma oder Erkrankungen könne es aber auch schneller geschehen. „Auch Vorbeugung ist nicht möglich, da es sich um einen natürlichen Prozess handelt, der nicht gestoppt werden kann. Früher oder später ist daher eine Operation notwendig“, so Dr. Wolf. Etwa 20 Prozent der Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren hätten einen Grauen Star, bei Menschen über 74 Jahren seien es sogar über 50 Prozent.

Katarakt-OP als Routineeingriff

Eine Katarakt-Operation sei einer der häufigsten Operationen, die Dr. Hanno Wolf durchführt. „Der Austausch der eingetrübten Linse ist ein Routineeingriff. Dabei wird die trübe Linse zerkleinert, abgesaugt und gegen eine neue künstliche Linse ersetzt. Der Eingriff dauert nur zehn Minuten, normalerweise sind die Patienten dabei wach und eine Betäubung geschieht durch Tropfen, Spritze ist keine notwendig“, so Dr. Wolf. Die Erfahrungen von Betroffenen seien durchwegs positiv. „Viele sagen, wenn sie gewusst hätten, dass der Eingriff so unproblematisch ist, wären sie schon früher gekommen“, so der Oberarzt.

Die Nachwirkungen nach der Operation beschreibt Dr. Hanno Wolf folgendermaßen: „Das Auge wird vorher vermessen, um die Dioptrien anzupassen. Nach der OP ist das Sehen noch etwas trüb, danach klart es aber auf und ist wieder wie in der Jugend.“ Man sähe klarer und mehr Details und die Farben seien wieder schöner.

Ablauf des Eingriffes

Vor einer Katarakt-OP gäbe es zuerst eine Voruntersuchung. „Dabei wird das Auge vermessen und es erfolgt eine Aufklärung. Beim OP-Termin selbst erfolgt die Aufnahme und kurz später kommt man bereits in den OP. Davor gibt es normalerweise auch noch die Möglichkeit, sich kurz mit Chirurgen oder der Chirurgin zu unterhalten und letzte Fragen zu klären“, erläutert Dr. Hanno Wolf.

Bei der Operation selbst werde zunächst das Gesicht steril gewaschen und eine Abdeckung auf das Gesicht gelegt. „Die Betäubung erfolgt dann durch Tropfen und der Patient oder die Patientin bleiben wach. Die Operation dauert nur circa zehn Minuten, danach wird noch erklärt, auf was man achten müsse“, so Dr. Wolf. Danach könne man direkt nach Hause gehen. In seltenen Fällen werde auch unter Narkose operiert, auch ein Aufenthalt im Krankenhaus über Nacht sei beispielsweise bei Pflegefällen möglich.  

Verschiedene Linsen möglich

Für Katarakt-OPs könne man verschiedene Linsen verwenden. „Standardmäßig gibt es Einstärkenlinsen, mit denen man in die Ferne scharf sieht aber eine Lesebrille benötigt. Zusätzlich gibt es noch Premium-Linsen, bei denen keine Lesebrille benötigt wird, allerdings haben diese leichte Nachteile in der Ferne und schlechtere Kontraste“, so Dr. Wolf. Diese Linsen müsse man individuell auswählen, da sie nicht für jeden und jede geeignet wären. „Außerdem gibt es noch torische Linsen, bei denen nicht nur die Dioptrien, sondern auch der Astigmatismus, also die Hornhautkrümmung, ausgeglichen“, erklärt Dr. Wolf. Die Auswahl der Linsen müsse man je nach Situation individuell auswählen, um das beste Ergebnis zu bekommen. „Teurer heißt hier nicht unbedingt besser. Viele Patientinnen und Patienten sind beispielsweise seit Jahre an eine Lesebrille gewöhnt und hätten daher mit Premium-Linsen eher Probleme“, so Dr. Wolf. Bei den Kosten gäbe es Unterschiede bei den verschiedenen Linsen. „Leider werden nicht alle Linsen gleichermaßen von der Krankenkasse bezahlt. In Oberpullendorf können wir die Einstärkenlinsen und die torischen Linsen bei Astigmatismus anbieten. Premium-Linsen sind aber wie erwähnt nicht unbedingt für jeden und jede geeignet“, so Dr. Wolf.

Kontrolle nach der OP

Nach einer OP gäbe es einige Dinge zu befolgen: „Wichtig ist, nicht am Auge zu reiben. Außerdem sollten Arbeiten in staubiger oder schmutziger Umgebung vermieden werden. Die Augen müssen nach der OP eingetropft werden, ein bis zwei Tage nach dem Eingriff gibt es einen Kontrolltermin bei einem niedergelassenen Augenarzt oder einer Augenärztin.“ Beim Kontrolltermin werde die Sehleistung überprüft und auf Entzündungsanzeichen untersucht. „Nach einem Monat sollte dann eine neue Brille angepasst werden, weil sich die Dioptrien meistens leicht ändern. Die neue Linse muss zuerst einwachsen, deswegen sollte mit der neuen Brille ungefähr ein Monat gewartet werden“, erklärt Dr. Wolf.

Zeitpunkt der Operation 

Sobald eine subjektiv spürbare Einschränkung vorliegt, sollte man operieren. „Wenn die OP sehr lange aufgeschoben wird, wird die Linse hart und die Operation schwieriger. Die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation kann hier auch steigen“, so der Oberarzt. Einschränkungen im Alltag uns insbesondere beim Autofahren seien klare Zeichen für die Notwendigkeit eines Eingriffes. Ab einer Sehleistung von weniger als 50 Prozent sei das Autofahren außerdem nicht mehr erlaubt. Nachdem die Linse entfernt wurde, können sie sich nicht mehr eintrüben. „Allerdings kann es zu einem sogenannten ‚Nach Star‘ kommen. Dabei kommt es zur Trübung der Kapsel, in der die neue Linse eingesetzt wurde. Dies kann aber mit einem Laser sehr leicht ambulant behandelt werden und man muss nicht mehr in den OP“, so Dr. Wolf. Abschließend fasst Dr. Hanno Wolf zusammen: „Eine Katarakt-OP ist ein Routineeingriff. Komplikationen sind extrem selten und liegen im Promille-Bereich, langfristige Beeinträchtigungen kommen quasi nie vor.“