Herzinfarkt: „Jede Minute zählt im Ernstfall“

Primarius Dr. Andreas Ochsenhofer, Leiter der Abteilung für Innere Medizin an der Klinik Oberwart, sprach über das Thema „Herzinfarkt“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 23. März 2023 mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.

Die Symptome eines Herzinfarktes fallen bei Männern und Frauen durchaus unterschiedlich aus, deshalb sei es wichtig, die Symptome erkennen zu können. Primarius Dr. Andreas Ochsenhofer erklärt dazu: „Frauen klagen bei einem Herzinfarkt eher über Übelkeit mit Erbrechen, Rücken- und Schulterschmerzen, bei Männern sind linksseitige Thoraxschmerzen und Schmerzen im linken Arm häufiger. In jüngeren Jahren sind eher Männer betroffen, ab der Lebensmitte auch vermehrt Frauen.“ Ausnahmen würden aber die Regel bestätigen, so sind beispielsweise linksseitige Brustschmerzen auch bei Frauen ernst zu nehmen und sollten abgeklärt werden. Die Behandlung bei einem Herzinfarkt unterscheide sich bei Frauen und Männern allerdings nicht. Eine schnelle Reaktion sei in jedem Fall sehr wichtig. „Bei Frauen sind die Symptome oft nicht so eindeutig, daher muss man hier hellhöriger sein und das Bewusstsein dafür haben. Bei Frauen ist das Herz etwas kleiner, hat eine höhere Ruhefrequenz, hat einen anderen Lagetyp und ist weniger elastisch“, so Dr. Ochsenhofer.

Verhalten im Ernstfall

Sollte jemand im Umfeld akute Beschwerden haben wie Atemnot, Schwindel oder Kreislaufinstabilität, dann sei stets mit einem akuten Ereignis zu rechnen, egal ob Mann oder Frau. „Man muss die Rettungskette in Gang setzen und sollte unbedingt bei der betroffenen Person bleiben. Es entscheidet dabei jede Minute, die Zeit im akuten Infarkt bis zur Intervention entscheidet darüber, ob die Person überlebt und ob der Herzmuskel geschädigt wird“, erklärt Primarius Dr. Andreas Ochsenhofer. Grundsätzlich müsse bei einem Herzinfarkt so schnell wie möglich die Sauerstoffversorgung wiederhergestellt werden. „Bei einem akuten Gefäßverschluss muss so schnell wie möglich ein Herzkatheterlabor angefahren werden. Dort werden die Betroffenen über einen arteriellen Zugang vorbereitet und man fährt mit Kathetern und sucht die Engstelle. Die Engstelle wird dann aufgemacht, um die Durchblutung wiederherzustellen“, so der Primarius.

Broken-Heart-Syndrom

Beim sogenannten „Broken-Heart-Syndrom“ werde durch einen hohen Stresslevel eine krampfartige Koronarveränderung ausgelöst. „Diese EKG-Veränderungen sehen oft aus wie akute Infarkte, man findet oft beim Herzkatheter nichts und die Gefäße sind bland. Meist kommen Betroffene aber schadlos davon. Die Wandbewegungsstörungen, die man auch im Herz-Ultraschall sieht, sind reversibel und es ist nicht mit Vernarbungen zu rechnen“, erläutert Dr. Ochsenhofer. Frauen hätten oft einen anderen Stressverarbeitungsablauf als Männer, das sei aber nicht wertend gemeint, sondern evident.

Risikofaktoren

Risikofaktoren seien in erster Linie Bluthochdruck, Cholesterinproblematiken, Übergewicht und Nikotinsucht. „Einer der Hauptfaktoren sind allerdings familiäre Prädispositionen. Hat man viele Verwandte, die an Herzinfarkten erkrankt sind, so ist das eigene Risiko auch viel höher. Das Lipoprotein a kann ebenfalls ein Indikator sein. Dieses Protein könne man im Labor bestimmen lassen“, so Primarius Dr. Andreas Ochsenhofer. Ein erhöhter Wert sei aber eher erst im höheren Alter aussagekräftig. „Bei einem Kind ist etwa ein erhöhter Wert ist nicht gefährlich, außer ist handelt sich um maligne Hyperlipidämie also eine schwerwiegende Störung. Bei Betroffenen über 40, die möglicherweise auch noch Rauchen, ist ein erhöhter Wert schon mehr besorgniserregend." Bei Frauen steige das Herzinfarktrisiko nach den Wechseljahren. „Hier ist der Östrogenspiegel ausschlaggebend. Östrogen hat eine herzschützende Eigenschaft und verhindert Atherosklerose. Mit sinkendem Östrogenspiegel kommen Frauen in ein ähnliches Risikolevel wie Männer.“

Vorbeugung durch Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung

Abschließend erläutert Primarius Dr. Ochsenhofer noch, was der Herzgesundheit zuträglich ist: „Gesunde Ernährung, viel Bewegung, Ausdauersport und auf den Blutdruck achten. Außerdem sollte man lernen, wie man mit Stress umgeht, dass ist heutzutage wichtiger denn je. Ein erhöhtes Stresslevel zieht sich seit der Pandemie durch die ganze Bevölkerung.“ Aufs Rauchen solle man komplett verzichten und Alkohol nur in Maßen genießen.