Roboterchirurgie: „Da-Vinci wertet den Standort auf“

Primarius Dr. Gottfried Pfleger, Leiter der Abteilung für Urologie im Krankenhaus Oberwart, sprach über das Thema „Roboterchirurgie“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.   

Seit 2022 werden im Krankenhaus Oberwart mit dem Da-Vinci-Roboter Operationen durchgeführt. Primarius Dr. Gottfried Pfleger, Leiter der Urologie in Oberwart, zieht eine erste Bilanz: „Wir sind sehr froh, dass wir dieses moderne Operationssystem in Oberwart zur Verfügung haben. Der Roboter ist auch das modernste System, dass es derzeit am Markt gibt. Es wird von der Chirurgie, Gynäkologie und von der Urologie eingesetzt und wir haben insgesamt an die 350 Eingriffe in diesem Jahr mit dem Roboter durchgeführt.“

OPs an Prostata und Nieren häufig roboterunterstützt

Auf der Urologie seien ca. 120 Eingriffe mit dem Da-Vinci durchgeführt worden. „In meiner Abteilung werden klassischerweise die Prostatakarzinome mit dem Da-Vinci operiert. In Österreich werden ca. 80 Prozent der Prostatakarzinome mit diesem System versorgt. Wir behandeln auch Nierentumore, die mit dem Roboter organerhaltend operiert werden können“, so Primarius Pfleger. Die Vorteile vom Da-Vinci seien dabei vielfältig: „Wir haben ein besseres Bild vom Operationsgebiet, da wir das Bild vergrößern können. Außerdem haben wir eine 3D-Ansicht. Die Werkzeuge sind kleiner als bei der herkömmlichen Chirurgie oder der Laparoskopie. Daher können wir auch Stellen erreichen, die sonst nicht erreichbar wären.“ Von der Seite der Patientinnen und Patienten seien keine besonderen Voraussetzungen notwendig, damit sie mit dem OP-Roboter operiert werden können.

Schulung am OP-Roboter

Die Schulungsphase sei beim Da-Vinci durchaus wichtig. „Bei der Einführung eines neuen Systems ist die Einschulung natürlich eine sehr wichtige Phase. Die Firma, die das System herstellt, hat dabei ein klares Schulungskonzept“, so Primarius Pfleger. Dieses bestehe dabei zuerst aus theoretischen Online-Kursen, dann erfolgen Schulungen an anderen Abteilungen, die schon länger mit dem Gerät vertraut sind und schließlich beginne man selbst mit dem Roboter zu arbeiten. „Die ersten Operationen werden dabei von einer erfahrenen und externen Person begleitet, die Hilfestellungen leisten kann“, erklärt der Leiter der Oberwarter Urologie. Die ersten Operationen seien durchaus aufregend gewesen. „Uns hat ein Professor der Urologie vom Krankenhaus Salzburg bei den ersten OPs begleitet, diese sind alle sehr gut abgelaufen“, so Primarius Pfleger.

In der Abteilung für Urologie im KH Oberwart operieren zurzeit drei Ärzte mit dem Da-Vinci, an den anderen Abteilungen jeweils drei oder vier. „Ziel ist es, in jeder Abteilung drei bis vier Personen zu haben, die mit dem System sehr gut vertraut sind. Damit können wir die Operationen auf mehrere Personen verteilen“, erläutert Primarius Pfleger.

Rückmeldungen nach Roboter-OPs positiv

Die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten seien durchwegs positiv. „In unserem Bereich geht es bei den Prostatakarzinomen oft um das Thema Inkontinenz. Hier wird die Kontinenz nach der OP oft früher erreicht, als bei den bisherigen Methoden“, so Dr. Pfleger. Die Lebensqualität nach einer OP mit dem Da-Vinci steigere sich also schneller als bei den herkömmlichen Methoden. Der Zugangsweg sei nicht so verletzend wie bei einer offenen Operation, deswegen erholen sich Patientinnen und Patienten auch schneller. „Die OPs sind auch wesentlich exakter, deshalb gibt es einen viel geringeren Blutverlust. Der postoperative Schmerzmittelbedarf ist auch geringer“, so Primarius Pfleger.

Auch Leisten, Gebärmütter und Eierstöcke werden mit Da-Vinci operiert 

An der chirurgischen Abteilung behandle man vor allem Leistenoperationen mit dem Da-Vinci, an der gynäkologischen vor allem die Eingriffe an der Gebärmutter und den Eierstöcken. Von den Patientinnen und Patienten gäbe es auch eine sehr große Nachfrage nach Operationen mit dem Da-Vinci. „Der OP-Roboter ist sicher ein großer Anziehungspunkt für das Krankenhaus Oberwart. Einerseits für Patientinnen und Patienten, aber auch für medizinisches Personal. Der Da-Vinci wertet den Standort Oberwart auf allen Linien auf“, so Primarius Pfleger abschließend.