Steintherapie: „Viel trinken als gute Vorbeugung“

Primarius Dr. Gottfried Pfleger, Leiter der Abteilung für Urologie der Klinik Oberwart, über das Thema „Steintherapie“ in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 24. August 2023 mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.   

Steine bilden sich üblicherweise in der Niere und können von dort in den Harnleiter rutschen und das führe dort zur einer Stauung des Harnabflusses sowie zu starken Schmerzen. Primarius Dr. Gottfried Pfleger erklärt: „In der Niere rufen Steine normalerweise keine Beschwerden hervor, erst, wenn sie in den Harnleiter gelangen und ihn verlegen. Wir behandeln aber Steine bereits in der Niere, wenn sie eine gewisse Größe haben und das Risiko für die Schädigung des Nierengewebes gegeben ist.“ Bei diesen großen Steinen werde oft die Niere operativ punktiert, die Steine zertrümmert und abgesaugt. Diese Steine werden oft im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen gefunden.

Verschiedene Ursachen für Steine in der Niere

Bei den Steinen gebe es verschiedene Arten. „Sie können bei einer Stoffwechselerkrankung durch erhöhte Harnsäure entstehen, wenn man zu wenig trinkt oder auch bei Darmerkrankungen. Aus Sicht der Betroffenen verursachen aber die unterschiedlichen Steine die gleichen Beschwerden“, so der Urologe. Bei der Behandlung gebe es für gewisse Arten von Steinen Diätempfehlungen, für alle Arten gilt aber reichlich Flüssigkeitszufuhr als positiv.

Untersuchung und Behandlung

Die Größe der Steine sei bei der Behandlung entscheidend. „Bei einer Größe bis zu vier bis fünf Millimeter werden die Steine meist einfach ausgeschieden. Eine stationäre Aufnahme ist dann notwendig, wenn die Schmerzen entsprechend groß sind bzw. wenn Nieren- oder Entzündungswerte erhöht sind. Dann nehmen wir die Patienten zur Infusionstherapie auf“, erklärt Primarius Dr. Gottfried Pfleger. Wenn die Laborbefunde in Ordnung und die Schmerzen mit Tabletten bewältigbar sind, sei keine stationäre Aufnahme notwendig. Chirurgisch müsse man dann eingreifen, wenn die Steine so groß sind, dass sie nicht spontan abgehen können. „Zusätzlich müssen wir bei hohen Nieren- oder Entzündungswerten operieren bzw. wenn die Gefahr besteht, dass die Betroffenen eine Blut- oder Harnvergiftung entwickeln“, so der Leiter der Urologie in der Klinik Oberwart. Als Basisuntersuchung diene eine Ultraschalluntersuchung. „Um zu untersuchen, wo der Stein genau liegt und wie groß er ist, ist dann oftmals eine Computertomographie notwendig. Gemeinsam mit den Laborwerten sind die Untersuchungen dann entscheidend, ob konservativ oder operativ behandelt wird“, so Primarius Dr. Gottfried Pfleger.

Entwicklungen bei den operativen Behandlungen

In den vergangenen Jahren habe sich bei den operativen Behandlungsmethoden viel entwickelt. „Die Instrumente sind immer dünner und flexibler geworden. Früher wurde öfters die extrakorporale Zertrümmerung angewendet, heute wird wesentlich häufiger operiert. Die Operation findet in Vollnarkose statt, dabei fahren mit unseren dünnen Werkzeugen durch die Harnröhre in den Harnleiter und kommen direkt zum Stein. Dieser wird dann mit einem Laser zertrümmert und die Fragmente werden ausgespült oder aus dem Harnleiter gezogen“, so der Urologe. Vor so einem Eingriff müsse eine Harnleiterschiene eingeführt werden. „Diese Schiene ist oft die erste Akutmaßnahme bei Betroffenen mit Fieber, eitrigem Harn oder massiven Schmerzen und geschieht unter Sedierung. Die Entfernung der Schiene erfolgt im niedergelassenen Bereich und ist sehr einfach“, so Primarius Pfleger.

Vorbeugung und Risikofaktoren

Nachdem die Betroffenen einen Stein losgeworden sind, gebe es weiterhin Dinge zu beachten. „Viel trinken ist für alle Arten von Steinen eine gute Vorbeugung. Entfernte Steine werden chemisch analysiert und daraus können auch Diätempfehlungen für die Betroffenen folgen“, so der Urologe. Grundsätzlich neigen manche Menschen mehr dazu, Steine zu bilden. „Stoffwechselerkrankungen mit erhöhter Harnsäure und Darmerkrankungen können die Bildung von Steinen fördern. Oftmals sind aber die Ursachen nicht bekannt. Stoffwechselerkrankungen können auch erblich bedingt sein, bestimmte Essgewohnheiten werden auch oft familiär weitergegeben“, erläutert Primarius Pfleger. Auch junge Menschen können Steine bilden. „Bei Kindern können sich bei angeborenen Stoffwechselerkrankungen Steine bilden, dies ist aber eher selten. Normalerweise sind erwachsene Menschen mittleren oder höheren Alters betroffen“, so der Urologe abschließend.