Stoma: „Betroffene können weiterhin ihr Leben führen“

Manuela Fazekas, Leiterin der Stomaambulanz in der chirurgischen Abteilung der Klinik Oberpullendorf, sprach über das oft tabuisierte Thema Stoma (künstlicher Darmausgang) in der „Radio Burgenland Sprechstunde“ am 7. September 2023 mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner.   

Der Leidensdruck, bevor ein künstlicher Darmausgang angelegt wird, sei oftmals sehr groß. Die auf das Thema Stoma spezialisierte diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Manuela Fazekas erklärt: „Wenn dann ein Stoma angelegt wird, bessert sich Lebensqualität der Betroffenen. Bei geplanten Operationen für ein Stoma kommen die Betroffenen, ihre Pflegepersonen oder Angehörigen zu mir in die Beratungsstelle für ein Gespräch. In weiterer Folge markiert man gemeinsam mit dem Arzt die Stelle, an dem der künstliche Darmausgang sein wird“. Diese Stelle müsse für die Betroffenen bzw. ihre Pflegepersonen gut einsehbar sein.

Viele Fragen vor der Operation

Die Fragen der Betroffenen vor dem Anlegen eines Stomas seien vielfältig. „Das eigene Körperbild verändert sich natürlich. Die Betroffenen wollen oft wissen, ob sie schwimmen gehen können, ob sie ihrem Beruf weiter nachgehen und ob sie überhaupt an der Gesellschaft teilnehmen können. Ich kann den Betroffenen im Gespräch aber ihre Angst nehmen, da sie weiterhin ihr Leben führen können. Im Prinzip können alle Aktivitäten ausgeübt werden, sogar Schwangerschaften sind mit entsprechender Begleitung möglich“, so die Fachfrau aus der Klinik Oberpullendorf.

Praktische Tipps im Beratungsgespräch

Für einen künstlichen Darmausgang gebe es verschiedene Ursachen wie Darmkrebs oder chronische Entzündungskrankheiten wie Morbus Crohn. DGKP Manuela Fazekas gibt in ihrer Beratung praktische Tipps für den Alltag: „Wir lernen und üben wie man das Stoma abnimmt und reinigt. Bei den Beuteln gibt es verschiedene Produkte, die Betroffenen probieren durch und entscheiden sich dann für das beste Produkt für sie.“ Zum größten Teil können die Betroffenen alles selbst machen. „Ich schaue auch darauf, dass die Patienten sich selbst versorgen können und da nicht immer Angehörige verfügbar sind“, erklärt Fazekas. Sexualität sei ein großes Tabuthema. „Ich sehe das auch in meiner Beratungsstelle, dass die Leute sehr gehemmt sind über das Thema zu reden. Sexualleben kann man aber genauso weiterführen. Bei Männern mit postoperativen Erektionsstörungen gibt es verschiedenste Möglichkeiten zur Hilfe“, so Manuela Fazekas.

Psychische Belastung und gesellschaftliches Tabuthema

Bei einem Stoma werde grundsätzlich darauf geachtet, dass möglichst viel gesunder Darm behalten werden kann und in den meisten Fällen sei ein Stoma nur zeitlich begrenzt. „Meist steht bereits bei der Diagnose fest, wie lange ein Stoma gebraucht wird. Für die Betroffenen ist ein zeitlich begrenztes Stoma auch leichter zu bewältigen. Bei einem lebenslangen Stoma ist eine psychologische Beratung auch anzuraten und wird bei uns im Krankenhaus auch angeboten“, so die Leiterin der Stomaambulanz. Grundsätzlich sei ein künstlicher Darmausgang gesellschaftlich noch oft ein Tabuthema. „Leider berichten Betroffene manchmal, dass sie Freunde aufgrund des Stomas verloren haben oder sie trauen sich nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Leider wissen die Freunde und Angehörige oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Dabei sollte man einfach offen über das Thema reden und keine Scheu davor haben“, so DGKP Manuela Fazekas abschließend.